Zusammenfassung 
Gelbe Heft Gehrden Nr. 39 
Gaststätte "Schöne Aussicht" und 
"Türmchen"
Das vorliegende "Gelbe Heft" befasst sich mit der Geschichte zweier legendärer Gaststätten in Gehrden. 
Das „Waldgasthaus“ und „Restaurant“ „Zur schönen Aussicht“ befand sich am Osthang des Köthnerberges, dem „Hausberg“ der Gehrdener, südlich der Großen Bergstraße. Die historische Adresse lautete „Bergfeldstraße, Haus Nummer 2“.   Legendär sollen Feste des Sportvereins Gehrden in dieser Lokalität gewesen sein, aber auch der 'Polizeihundsportverein Gehrden' wurde im Jahre 1958 hier gegründet. Sporthallen gab es noch nicht, so hatten bereits im Jahr 1905 die Kraftsportler des 'Bür- und Balge-Clubs' (Gewichtheben und Ringen) hier ebenfalls ihre Heimat.  Die Gehrdener sagten in ihrer flapsigen Art „Würge- und Balge-Club“ dazu. Aber auch die Turner und viel später die Tischtennisspieler waren hier aktiv. Die Gaststätte verfügte über eine vorzügliche Küche, hatte über einen großen Saal und besaß windgeschützte Veranden mit einer hervorragenden Fernsicht bis zur Stadt Hannover. Kulinarische Spezialität waren die berühmten Eisbeingerichte. Das Spritzenhaus, das viel später zum "Türmchen" werden sollte, befand sich am Steintor. Im Jahr 1910 wurde dieses Gebäude mit einem Schlauch- und Steigerturm versehen, in dem Schläuche zum Trocknen aufgehängt werden konnten und das Anstellen und Erklimmen von Leitern insbesondere zu Rettungs- und Löscheinsätzen geübt werden konnte. Die im Gebrauch befindliche Handdruckspritze wurde weiterhin benötigt. Eine Elektro-Spritze sollte eine technische Verbesserung bringen, die 1912 angeschafft wurde, aus Gründen der Materialknappheit während des Ersten Weltkrieges allerdings ohne Motor. 1928 wurde endlich die erste Motorspritze in Dienst gestellt (siehe Foto unten). Ein Löschfahrzeug war noch nicht vorhanden. Dieses kam erst 1942, als nach Luftangriffen in Hannover und Hildesheim viele harte Einsätze zu leisten waren. Im Jubiläumsjahr 1959 wurde der Wehr ein modernes Löschfahrzeug mit Vorbaupumpe übergeben. Dabei erwies sich das kleine und veraltete Spritzenhaus als ungünstig, denn das neue Fahrzeug passte gerade so hinein.  1962 zog die Feuerwehr in das 'neue' Gebäude auf der anderen Seite der Kreuzung um. Im Jahr 1976 eröffnete dann die Gaststätte „Türmchen“, die sich zu einem beliebten Lokal entwickelte. In der kleinen Gaststätten war alles nach einem perfekten Plan konzipiert. So waren die Toiletten auf engstem Raum installiert. Ältere Gäste werden sich noch an die roten Fliesen erinnern, damals topmodern. Die Bänke waren gemütlich mit Stoff bezogen und die Wände rustikal mit Holzschindeln verkleidet. Man wunderte sich immer wieder, wieviel Leute in einem Raum von nur 25 qm Platz fanden. Dazu jeder noch mit einem Kaltgetränk in der Hand, das von der Theke aus immer über alle Köpfe durchgereicht, zielgenau seinen Adressaten fand. Man durfte sich natürlich nicht darüber wundern, seine Füße ab und zu über unter denen seines Nachbarn zu finden, oder aber einen Schluck Bier über den Ärmel zu bekommen, aber das nahm eh keiner übel.

Text Rainer Piesch, Gehrden      Bild Rolf Delhougne, Lemmie

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